Göttinnen und Götter als hoffnungsvolle Utopie
Am Mariengymnasium haben am Samstag 77 stolze Absolventinnen und Absolventen ihr Abiturzeugnis empfangen. Schulleiterin Ruth-Maria Sonntag, Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter blickten zurück und würdigten die „Götter des Olymps“.
Acht Jahre lang hätten die Schülerinnen und Schüler wichtiges Wissen fürs Leben erworben, Freundschaften geschlossen und - in Anspielung auf ihr Motto „Abikropolis - die Götter verlassen den Olymp“ - die Irrfahrten des Odysseus gemeistert, den Verlockungen der Sirenen widerstanden, die Aufgaben des Herakles bewältigt und „das Licht der Bildung zu sich genommen, wie Prometheus das Feuer zu den Menschen brachte“, so Schulleiterin Ruth-Maria Sonntag in ihrer Rede. Auf das Ergebnis ihrer Mühen dürfen 43 Göttinnen und 34 Götter sehr stolz sein, denn schließlich führten ihre tollen Leistungen zur „höchsten Auszeichnung, die das deutsche Bildungswesen im Schulbereich zu vergeben hat“, so Sonntag weiter. Beeindruckende 31% der Schülerinnen und Schüler hätten eine Eins vor dem Komma erzielt, die beste Schülerin der Stufe, Samira Weßling, gar eine 1,0. Als bester Seiteneinsteiger wurde Robert Homölle mit einem Abiturschnitt von 1,6 geehrt. Insgesamt habe die Stufe mit einem Schnitt von 2,3 erneut hervorragend abgeschnitten, so dass sie nun stolz „den Olymp verlassen und neue Welten entdecken können“.
Die Elternvertreterin, Jenny Goller-Kufahl, betonte in ihrer Rede, dass es doch vor allem auf das Miteinander und den Zusammenhalt ankäme. Es käme auf die Menschen an und „viel wichtiger als die Noten, die letztlich nur eine Zahl seien“, sei das Soziale und die Frage, wie man miteinander umgehe. Sie wünschte den stolzen Abiturientinnen und Abiturienten alles Gute für die Zukunft und zeigte sich überzeugt, dass sie „ihren Weg finden würden“.
„Mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ blickten die Abiturientin Mia Theissen und der Abiturient Matthias Kohl in ihrem gemeinsamen Grußwort auf acht Jahre Schulzeit zurück und warfen einen Blick voraus auf die vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen, die die Zukunft nun bereithalte. Sie würdigten nicht nur die vielen Freundschaften und schönen Erlebnisse, z. B. während Klassen- und Kursfahrten, sondern erinnerten auch an die einschneidenden Veränderungen, die die Coronapandemie in der achten Klasse mit sich brachte und die den Alltag „auf den Kopf stellten“. Halb belustigt und halb verwundert stellten sie fest, wohl eine besonders brave Stufe gewesen zu sein, denn ihnen sei zu Ohren gekommen, dass sie laut Lehrkräften „in der Mottowoche eine langweilige Stufe gewesen wären, weil wir uns alle benommen hätten“ und bedankten sich schließlich für die letzten acht „chaotischen, lustigen und lehrreichen Jahre“ am Mariengymnasium.
Lehrer Frederik Steenblock schließlich ging nicht nur darauf ein, wie die modernen Medien den Schulalltag in den letzten Jahren maßgeblich verändert hätten, sondern auch auf das Prinzip Hoffnung, welches der Philosoph Ernst Bloch in seiner Theorie der Hoffnung als treibende Kraft menschlicher Geschichte und individueller Existenz bezeichnete. Kurzweilig nahm er zunächst einen Exkurs zu Künstlicher Intelligenz und stellte fest, dass ChatGTP ihm eine sehr förmliche Rede vorgeschlagen habe, so dass er dann doch persönlich bleiben wollte, statt sich auf die Technik zu verlassen. Er betonte den zentralen Begriff des „Noch-Nicht-Seins“ in Blocks Theorie und erinnerte dazu an die Abiturientinnen und Abiturienten, die am Vortag während des Abigags seinen Philosophieunterricht gecrasht hätten: „Das war echt nett von Euch. Ihr habt meinen Unterricht übernommen und 30 Minuten lang alle Fragen meiner Fünftklässler zum Abitur beantwortet und nur Euer Rat, nicht zu viel zu lernen, hat mich ein bisschen nervös gemacht“.
Für gute Stimmung sorgte nicht nur die gelungene und kurzweilige Moderation durch Robin Lepping, sondern auch die tolle musikalische Begleitung des Programms durch Miryam Stober-Giesing und Christoph Berghorn als „Crème Fresh“. Neben fröhlichen Tönen regte das Lied „Die Freiheit“ von Georg Danzer zum Nachdenken an. Sei es doch „im Jubiläumsjahr von 75 Jahren Grundgesetz wichtiger denn je, an die Demokratie und deren Errungenschaften zu erinnern“, so kündigte es Stober-Giesing, ihrerseits selbst Lehrerin am Mariengymnasium, vorher an. Als Lied vor der Zeugnisausgabe wählte das Duo ein Lied von Andreas Bourani aus, um mit „Auf uns“ auf diesen Moment, der immer bleibt, einzustimmen.