Der Schriftsteller Christoph Peters zu Gast im Mariengymnasium
»Was hat der Autor sich wohl dabei gedacht?« fragen sich viele stirnrunzelnd während der Oberstufe. Selten gibt es die Gelegenheit diejenigen, die den Text geschrieben haben, direkt zu interviewen. Eine Ausnahme bot letzten Dienstag die Lesung von Christoph Peters im Musiksaal unserer Schule. Die gesamte Oberstufe füllte den Raum. Christoph Peter las erst eine halbe Stunde aus seinem Buch »Dorfroman«. Rund 40 Jahre nach seiner Kindheit und Jugend kehrt er in das Dorf zurück, in dem er aufgewachsen ist und wundert sich darüber, wie sich alles völlig verändert hat. Es ist eine andere Welt geworden. Er meinte: »Wahrscheinlich sind die Lebensverhältnisse Anfang der 80er-Jahre im letzten Jahrhundert für euch genauso fremd, wie das Mittelalter!«.
Nach der Lesung konnten Fragen gestellt werden. Fast alle waren neugierig, zu erfahren, wie denn das Leben eines Schriftstellers aussieht, woher er seine Ideen nimmt und wie der Arbeitsprozess eines Romans verläuft. Interessant waren seine ausführlichen, sehr ehrlich wirkenden Antworten. Jeden Roman trägt er wie ein abstraktes Bild in seinem Kopf herum. Jede Idee muss lange reifen, zwischen 5 und maximal 30 Jahre braucht sie, bis er weiß, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um sie als Roman umzusetzen. Durchschnittlich eine Seite schreibt Peters pro Tag, in zwei bis drei Jahren entsteht so ein ganzes Buch. Viel erfuhren wir über sein Leben, er ist weit gereist. Ein Jahr wohnte er mit seiner Familie in Istanbul, mehrere Jahre in Japan, wo er sich auch zum Tee-Zeremonienmeister ausbilden ließ. Weitere Jahre verbrachte er im Orient. Er interessiert sich sehr dafür, wie Menschen außerhalb Europas die Welt und uns wahrnehmen und zitierte eine Stelle aus dem Koran, die uns auffordert, unsere Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und in einer freundlichen, aufgeschlossenen Weise kennen zu lernen. »Wenn Gott gewollt hätte, dass alle Menschen gleich wären, hätte er sie gleich geschaffen!«. Es ist ein Plädoyer, sich nicht in Lagerdenken abzukapseln und sich auch mit Menschen offen auseinander zu setzen, deren politische Meinung oder Weltbild man nicht teilt.